Osterbrauch – Das Ratschen in Mauterndorf

April 1st, 2014

Es war allen eine große Ehre, wenn man sich zu den Ratscherbuam zählen durfte. Freilich war man nicht sofort Ratscher sondern musste sich über ein paar Jahre hinaufarbeiten.
Zuerst war man Taschenträger und dann vielleicht einmal Ratscherbua und zum Schluss Meister.

Wenn man endlich ein „Ratscher“ war, so erfüllte das einen mit Stolz.
Man traf uns traditionell am Aschermittwoch Nachtmittag im Tranningwald zur ersten Probe. In weiterer Folge wurde bis zur Karwoche ein- bis zweimal pro Woche geübt.
Jeder der 5 Ratscherbuam hatte einen eigenen Namen und es gab eine strenge Hierarchie welchen Platz man einnahm und in welchem Ortsteil man ratschen musste.
Nur wenn ein „Ratscher“ ausschied, konnte man in die nächsten Stufe steigen. Der oberste Ratscher war der Meister, dann folgt der Altmeister, der Wachmeister, der Burgstallratscher und zum Schluss kam der Siedlungsratscher.

Am Gründonnerstag wurde bei der Abendmesse das erste Mal zur Wandlung geratscht.
(Die Glocken waren ja jetzt symbolisch nach Rom geflogen.)
Am Karfreitag würde um ca. 4.45 Uhr das erste Mal beim Altenwohnheim geratscht. Genau um 5.00 Uhr morgens musste man sich dann vor der Pfarrkirche zum „ Zomratschen“ treffen. Es wurden 3 „Kurze“ geratscht und AVE MARIA gerufen.
Dann liefen die 5 Ratscherbuam mit den Taschenträgern auf ihre Ratscherrunde, welche schon seit Jahrzehnten festgelegt ist.
Um 11.00 Uhr traf man sich das nächste Mal zum „Zomratschen“ vor der Kirche und rief
„11.00 iss´s“ und es wurden zwei „Mittlere“ geratscht. Dann liefen die Buben wieder ihren Rundweg weiter.
Um 12.00 gab es wieder ein „ Zomratschen „ vor der Kirche und es wurde „ 12 iss´s“ gerufen und ein „Langes“ geratscht.
Um 14.00 Uhr traf man sich das letzte Mal vor der Kirche zum „ Zomratschen“ und die Burschen verkündeten: „Heut um 3.00 Uhr Trauerzeremonie in der Kirche“, dabei wurden wieder 2 „Mittlere“ geratscht.
Danach war die Runde beendet und man begab sich ins Ratscherquartier.
Meist stellten die Eltern eines Ratschers, von Gründonnerstag bis Karsamstag eine Unterkunft zur Verfügung.
Am Karsamstag wurde wieder um 05:00 Uhr, um 11:00 Uhr und um 12:00 Uhr geratscht, danach ging jeder Ratscher mit seinem Taschenträger nochmals sein Rayon ab und ratschte so lange vor der jeweiligen Haustüre bis man ein Osterei oder sonstige Kleinigkeit erhielt.

Hubert Mauser

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